Seife und Haare - Tipps und Tricks

Haare mit Naturseife waschen klingt erst mal seltsam -
kann aber für Haar und Kopfhaut eine echte Wohltat sein.
Besonders Kopfhautprobleme (Juckreiz, Schuppen, zu trocken oder zu fett) lassen sich oftmals gut regulieren.
Auch trockenes, sprödes und fliegendes Haar profitiert von der Seifenwäsche, und fettiges Haar kann "normaler" werden, da sich die Kopfhaut nicht mehr in einem ständigen Reizzustand befindet und deshalb weniger nachfettet.
Bei der Verseifung bildet sich natürliches Glycerin, das für eine gute Feuchtigkeitsbindung auf Haut und Haar sorgt, und dadurch besänftigend und pflegend wirkt.

Allerdings sind bei der Seifenwäsche einige Dinge zu beachten:

Zuerst spielt die Wasserhärte eine Rolle.
In Gebieten mit weichem Wasser kann es durchaus ausreichen die Haare einzuschäumen, auszuspülen, zu trocknen und fertig.
Bei härterem Wasser kann es passieren, dass sich die sogenannte "Kalkseife" bildet - das ist eine Reaktion der Seife mit dem Kalk im Wasser - und die legt sich dann wie ein Film auf die Haare und lässt sie stumpf, belegt/matt oder fettig aussehen.
Das lässt sich auf verschiedene Weise verhindern:

  • Seife mit Zitronensäure-Zusatz verwenden. Die Zitronensäure bildet bei der Herstellung der Seife einen natürlichen "Entkalker" (Citrat), und verhindert die Reaktion mit dem Kalk im Wasser. (In meinen Seifen ist immer Zitronensäure enthalten, die entkalkende Wirkung schadet auch bei weichem Wasser nicht und vermindert außerdem Ablagerungen im Waschbecken)
Und / Oder:
  • Nach dem Ausspülen eine "saure Rinse" verwenden - das heißt, 1-2 EL Zitronensaft (egal ob frisch oder aus der Quetschflasche) mit ca 1 Liter Wasser mischen, und nach dem Ausspülen der Seife zum Abschluss über die Haare gießen (oder Haare eintunken bei Haarwäsche "über Kopf"). Nimmt man dazu kaltes Wasser wirkt das als zusätzlicher Glanz-Booster.

Natürlich kann man auch beide Methoden kombinieren, das hängt von der Wasserqualität ab. Ich mache Beides, spüle aber die "saure Rinse" zusätzlich nochmal mit kaltem Wasser aus, da das Zitronenwasser leicht austrocknende Wirkung auf die Haarspitzen haben kann.

Statt Zitronensaft kann man auch Essig verwenden - mache ich nicht, da ich den Geruch nicht mag.
Bei Naturseifen ohne Zitronensäure würde ich immer eine saure Rinse machen.


Der nächste Punkt ist die sogenannte "Überfettung".
Diesen Begriff findet man häufig in Berichten und Angaben zu Naturseifen als Prozentangabe, er bezeichnet die Menge an unverseiftem Öl die in der jeweiligen Seife vorhanden ist - also eine Art "Pflegeüberschuss".

Dabei gilt : je höher die Zahl, umso mehr Pflege - zumindest in der Theorie.

In der Praxis habe ich allerdings festgestellt, dass meinen Haaren der Grad der Überfettung ziemlich egal ist - viel wichtiger ist die "richtige" Öl- und Fettkombination zu finden.
So mögen meine Haare einen hohen Anteil an Olivenöl nicht so gerne, dafür werden sie mit Avocadoöl-Seifen besonders weich und gepflegt.
Das kann bei jedem Schopf anders sein - da hilft nur testen.

Ich bin sowieso kein Fan von Seifen für verschiedene Körperbereiche. Meiner Meinung nach ist eine Aufteilung in Gesichts-, Hand-, Fuß- und Haarseifen überflüssig - meine Beine dürfen ruhig genau so gepflegt sein wie mein Gesicht (oder eben meine Kopfhaut).


Der dritte Punkt, der bei der Haarwäsche zu beachten ist, ist "Schaum, Schaum, Schaum".

Es reicht (normalerweise) nicht aus, mit eingeseiften Händen durch die Haare zu streichen. Am Besten geht man mit dem angefeuchteten Seifenstück immer wieder durch die tropfnassen Haare, bis sich richtig viel Schaum gebildet hat.
Ruhig noch etwas zusätzliches Wasser zur Hilfe nehmen, denn nur gut aufgeschäumte Seife lässt sich auch wieder gut ausspülen.
Bei schlecht aufgeschäumter Seife kann ein schmieriger Seifenfilm zurückbleiben - das möchte ja keiner in den Haaren haben ;-)
Ich habe mal während des Einschäumens ein Foto gemacht, das verdeutlicht,
was ich unter "viel Schaum" verstehe:


"Sahnetorten-Optik"  ;-)


Danach gründlich warm ausspülen, und evt. eine saure Rinse wie oben beschrieben anwenden.

Haarwäsche mit Seife ist also etwas zeitaufwändiger als mit Shampoo, dafür kann man sich die Zeit für Spülungen und Kuren sparen - die Seifenwäsche reicht im Normalfall als Pflege völlig aus.
Natürlich sollte man kein "Sofort-Wunder" erwarten, Kopfhaut und Haar brauchen einige Wäschen um sich umzustellen.

Außerdem sind oft Rückstände der bisherigen Produkte im Haar (z.B. Silikone und Filmbildner), die benötigen auch einige Haarwäschen um sich abzulösen.
Sobald diese "optischen Verschönerer" verschwunden sind, kommt erst mal der echte Zustand des Haares zum Vorschein - und der ist manchmal sehr erschreckend (ratet mal, woher ich das weiß...).
Dann braucht man einfach etwas Geduld...

Für mich hat sich der Umstieg auf Seife wirklich gelohnt, meine Haare waren noch nie so gesund und pflegeleicht wie heute - mal ganz davon abgesehen, dass ich jetzt nur noch ein Produkt benötige statt Shampoo, Spülung, Kur, Spitzenfluid und, und, und...

Ein paar Bilder zum Vergleich:
Start Seifenwäsche - krause Stuktur, staubtrockene Spitzen, keine Locke zu sehen

Nach ca.1 Jahr Seifenwäsche - Struktur deutlich besser und glänzender, Spitzen immer noch kraus und zu trocken

Nach 3 Jahren konsequenter Seifenwäsche, luftgetrocknet ohne Stylingmittel


Und hier ist der letzte Stand nach über 4 Jahren Seifenwäsche,
nur Seife, saure Rinse, luftgetrocknet, fertig...

Update vom 15.02.2016

Gewaschen mit Aprikosenkernöl-Seife *Deluxe* (18% Überfettung),
saure Rinse mit Zitronensaft, luftgetrocknet